Naturgeschichte

Ablagerungen des Eiszeitalters und der Molasse

Höhere Deckenschotter

Im Gebiet der Egg nördlich von Niederweningen liegen verkittete Schotter (Nagelfluhbänke) mit rinnenartiger Untergrenze auf der Molasse. Sie werden als Höhere Deckenschotter bezeichnet und als Schmelzwasserablagerungen einer frühen Vergletscherung gedeutet. Die Höheren Deckenschotter entstanden in der Zeit vor 1–2 Millionen Jahren und überlagern im Gebiet der Nordschweiz verschiedenaltrige Gesteinsschichten der Molasse oder der Jura-Zeit.

Die jüngsten Gesteine der Molasse sind etwa 10 Millionen Jahre alt und wurden zusammen mit den Jurakalken der Lägern verfaltet und durch Brüche versetzt. Die Lägern sind der östlichste Ausläufer des Faltenjuras, dessen langgestreckte Falten in der Spätphase der alpinen Gebirgsbildung vor 5–10 Millionen Jahren entstanden sind. Zwischen der Ablagerung der Höheren Deckenschotter und der Bildung der Lägernkette existiert also eine grosse Schichtlücke, eine 3–8 Millionen Jahre dauernde Zeit mit starker Erosion und fehlenden Ablagerungen.

Gesteine und Fossilien der Molasse

Die relativ weichen Sandsteine und Mergel der Molasse sind im Wehntal nur an wenigen Orten aufgeschlossen und haben bisher nur wenige Fossilien geliefert.

Die jüngsten Ablagerungen des Molassebeckens werden als Obere Süsswassermolasse bezeichnet. Die Sandsteine und Mergel entstanden vor 10–16 Millionen Jahren als Ablagerungen von grossen Flussschuttfächern im nördlichen Vorland der noch jungen, sich ständig hebenden Alpen. Seltene Fossilien wie Säugetiere, Krokodile, Schildkröten und verschiedenste Pflanzen dokumentieren ein relativ warmes Klima.

Am Ost- und Südrand der Lägern wurde hauptsächlich im 19. und anfangs 20. Jahrhundert in Steinbrüchen bei Niederhasli und vor allem bei Würenlos fossilreicher Muschelsandstein der Oberen Meeresmolasse abgebaut, der als Baustein für Gebäude und Brunnentröge sehr beliebt war. Herzmuscheln, Hai- und Rochenzähne sowie Skelettreste von Seekühen zeigen ein seichtes Meer an, das von starken Gezeitenströmungen dominiert wurde. Eine verstärkte Absenkung des Vorlandbeckens der jungen Alpen hatte zu einer schmalen Meeresverbindung zwischen dem heutigen Südfrankreich und dem Wiener Becken geführt. Im seichten Wasser lagerten sich vor 16–20 Millionen Jahren Sande und Schlicke ab, wie sie heute für ein Wattenmeer typisch sind.

Zur Zeit der Unteren Süsswassermolasse (vor 20–30 Millionen Jahren) lagerten sich Sandsteine und Mergel auf grossen Schuttfächern ab. Aus der Unteren Süsswassermolasse von Regensberg wurde ein Unterkiefer des schweineartigen Huftiers Microbunodon bekannt.

Vor der Ablagerung der Unteren Süsswassermolasse, vor etwa 30–40 Millionen Jahren lag das Gebiet der heutigen Nordschweiz vermutlich trocken und bildete eine verkarstete Hochfläche. Nur im südlichen Bereich des Vorlandbeckens bildete sich in dieser Zeit die Untere Meeresmolasse. Im Gebiet der Lägern und des Wehntals ist eine etwa 10 Millionen Jahre umfassende Schichtlücke ohne Ablagerungen zu beobachten.