Naturgeschichte

Jura-Fossilien

Meeresfossilien aus den LĂ€gernkalken

Die dickbankigen Kalke der Wettingen-Schichten und die Kalk-Mergel-Wechsellagerung der etwas Ă€lteren Baden-Schichten bilden als HĂ€rterippe den LĂ€gerngrat. In einzelnen BĂ€nken sind Fossilien von Meerestieren nicht selten. Besonders viele und gut erhaltene Fossilien kamen beim langjĂ€hrigen Abbau durch die LĂ€gern KalksteinbrĂŒche AG in Dielsdorf/Steinmaur aus den Baden-Schichten zum Vorschein. Der Individuen- und Artenreichtum der damaligen Tierwelt lĂ€sst auf gute Lebensbedingungen vor etwa 155 Millionen Jahren in einem gut belĂŒfteten subtropischen Meer mit einer Tiefe zwischen 100 und 200 m schliessen.  

Besonders hĂ€ufig sind Ammoniten, ausgestorbene Vertreter der KopffĂŒsser (Cephalopoda). Neben zahlreichen kleinwĂŒchsigen unscheinbaren Arten kommen viele grössere Formen vor, deren GehĂ€use Rippen und Knoten aufweisen. Alle Ammoniten sind als Steinkerne, GesteinsausfĂŒllungen einstiger HohlrĂ€ume, erhalten. Die ursprĂŒngliche Schale wurde wĂ€hrend der Verfestigung des lockeren Schlammes zum Gestein aufgelöst (Diagenese). Die Ammoniten lebten gemĂ€chlich schwimmend im damaligen warmen Meer und ernĂ€hrten sich von kleinen Tieren, die sie im freien Wasser und am Meeresboden erbeuteten. Gewandte Schwimmer waren die Belemniten. Auch sie gehören zu den Cephalopoden und können am besten mit den heutigen Kalmaren verglichen werden. Von den Belemniten bleiben meist nur die massiven kalkigen Innenskelette ĂŒbrig, die im Volksmund Teufelsfinger oder Donnerkeile genannt werden.

Muscheln kommen nicht besonders hĂ€ufig und nur mit wenigen Arten vor. Die meisten von ihnen lebten grabend im weichen Schlammboden. Ziemlich hĂ€ufig und mit mehreren Arten sind dagegen die ArmfĂŒsser (Brachiopoda) vertreten. Ihre doppelklappigen GehĂ€use waren mit einem Stiel am verfestigten Meeresboden angeheftet. Ebenfalls am Boden festgeheftet waren die zahlreichen Arten von SchwĂ€mmen (Porifera), von denen die meisten ein Skelett aus KieselsĂ€ure bzw. Skelettopal (KieselschwĂ€mme), wenige ein solches aus Kalk (KalkschwĂ€mme) besassen. Die SchwĂ€mme gewannen durch Filtrieren des Wassers feine Nahrungspartikel. Die regulĂ€ren Seeigel, typische Vertreter der StachelhĂ€uter (Echinodermata), stelzten auf ihren Stacheln langsam ĂŒber das etwas verfestigte Sediment und schabten mit ihrem kalkigen Kieferapparat Algen- und Bakterienrasen ab. Kelche, Stiel- und Armglieder von Seelilien (Crinoidea) gehörten ebenfalls zu den Echinodermen.

Von mindestens zwei Individuen stammen Wirbel, ExtremitĂ€tenknochen, ZĂ€hne und Panzerplatten des grossen Meereskrokodils Steneosaurus. Nach der Grösse der Wirbel zu schliessen, erreichte dieses Meereskrokodil etwa 6 m LĂ€nge und dĂŒrfte als gewandter Schwimmer und Taucher auf Fische, Tintenfische und vielleicht auch auf Ammoniten Jagd gemacht haben. Noch grösser war der nahe Verwandte Dakosaurus, von dem bisher erst ein einziger Zahn belegt ist. Zwei Kieferreste mit den typischen stumpfen KnackzĂ€hnen des Knochenfisches Gyrodus beweisen, dass auch grössere Fische in diesem Meer vertreten waren. Fische mit einem solchen Gebiss zerknacken Tiere mit harten Skeletten und Schalen (Muscheln, Seeigel, Krebse), um an deren Weichteile zu gelangen.