Kulturgeschichte

Eisenzeit in der Region Lägern

Die Eisenzeit, die sich in einen älteren (Hallstattzeit, 800–450 v. Chr.) und einen jüngeren Abschnitt (Latènezeit, 450–15 v. Chr.) gliedert, ist rund um die Lägern nur schwach nachgewiesen. Im Wehntal konnten bislang keine Siedlungsspuren nachgewiesen werden, jedoch südlich der Lägern, in Otelfingen. Die Menschen lebten in einzelnen Gehöften und betrieben Land- und Viehwirtschaft. Vermutlich haben sie bereits in der jüngeren Eisenzeit die Bohnerzlagerstätten in der Lägern genutzt. Grössere, stadtartige Siedlungen (so genannte «Oppida») befanden sich an strategisch günstigen Orten – etwa das Oppidum von Rheinau auf einer durch die Flussschleife des Rheins gebildeten Halbinsel. Sie waren mit Wall und Graben befestigt und bildeten die Zentren des wirtschaftlichen, politischen und religiösen Lebens der Kelten.

Eisenzeitliche Zeugen

1913 fand man in Niederweningen (1) einen Grabhügel aus der älteren Eisenzeit. In diesem «Heidenhügel» lagen verbrannte Menschenknochen von sechs Bestattungen sowie zerbrochene Tongefässe, die den Verstorbenen als Beigaben mit ins Jenseits gegeben worden waren. Der Grabhügel deutet auf eine in unmittelbarer Nähe liegende Siedlung, die allerdings bis heute noch nicht entdeckt oder aber bereits zerstört worden ist. Noch spärlicher ist die jüngere Eisenzeit im Wehntal vertreten; einzig der Fund einer latènezeitlichen Goldmünze, eines sog. Viertelstaters mit dem Bildnis Philipp II von Makedonien (359–336 v. Chr.) weist auf die Anwesenheit von Menschen (2) hin. Die Münze dürfte im 2./1. Jh. v. Chr. von keltischen Söldnern aus dem Mittelmeerraum in unser Gebiet gebracht worden sein. Deutliche Siedlungsspuren aus der Eisenzeit konnten hingegen südlich der Lägern im Furttal beobachtet werden. Bei den Resten eines hallstattzeitlichen Grubenhauses in Otelfingen-Bonenberg (3) aus dem 5. Jh. v. Chr. waren mehrere Siedlungsgruben zu finden, die mit handwerklichen Tätigkeiten in Verbindung gebracht werden können. Auch ein quadratischer Kuppelofen in der Nähe weist auf eine weitere Siedlung der späten Hallstattzeit in Otelfingen hin (4). Hallstattzeitliche Gefässreste wurden jüngst auch an der Schmittengasse (5) und im Lauet (6) gefunden und deuten auf eine Besiedlung in der Region Otelfingen hin. Von Bedeutung sind einige eisenzeitliche Tonfragmente von

Otelfingen-Weiherboden (7), die knapp unterhalb des Lägerngrats in einer archäologischen Sondierung gefunden wurden. Sie könnten im Zusammenhang mit dem Bohnerzvorkommen der Lägern stehen, das man damals für die Eisenherstellung ausgebeutet haben dürfte. Ein Radiokarbondatum von der Fundstelle weist in die jüngere Eisenzeit (450–15 v. Chr.).

Vom Erz zum Gerät

Zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. tauchte ein neuer Werkstoff auf: Eisen. Dieser ermöglichte es den Menschen zahlreiche neuartige Geräte, Waffen und Schmuckelemente herzustellen. Insbesondere die eisernen Waffen waren jenen aus der weicheren Bronze deutlich überlegen. Um aber aus Erz ein fertiges Eisengerät, beispielsweise eine Bügelschere, herzustellen, war ein längerer und aufwändiger Prozess nötig. Das Eisen musste in «Verhüttungsprozessen» mühsam aus dem Erz gewonnen werden. Dazu röstete man das gewaschene und angereicherte Erz in einem offenen Feuer, so dass das Wasser verdampfte und die Gesteinsstruktur aufgelockert wurde. Danach füllte man das Erz in einen Rennofen und befeuerte diesen mit Holzkohle. Der entstandene Eisenschwamm konnte nun durch Erhitzen und Ausschmieden zu einem Eisenbarren verdichtet werden, aus dem sich fast beliebige Geräte schmieden liessen. Zahlreiche Erzlagerstätten, die «Bohnerz» enthalten, sind in der Jura-Formation vorhanden: an der Lägern weist beispielsweise der Flurnamen «Bohnenberg» bei Otelfingen auf solche Lagerstätten. Ein direkter Nachweis von eisenzeitlichem Eisenerzabbau konnte jedoch in der Schweiz noch nicht erbracht werden; an einigen Stellen ist allerdings die Eisenverhüttung nachgewiesen.