Kulturgeschichte

Bronzezeit in der Region Lägern

Am Ende der Jungsteinzeit (Neolithikum), um 2200 v. Chr., stellten die Menschen vermehrt Schmuck und Geräte aus Kupfer her; im Verlauf der Frühbronzezeit (2200–1550 v. Chr.) begann man, das Kupfer mit Zinn zu Bronze zu legieren. In Siedlungen und Gräbern finden sich zahlreiche Metallartefakte aus dieser Zeit, die den aufkommenden Wohlstand dokumentieren. In der klimatisch günstigen Frühbronzezeit sowie in der Spätbronzezeit (1300–800 v. Chr.) siedelten die Menschen häufig auch an den Seeufern, in «Pfahlbaudörfern». In der mittleren Bronzezeit waren die Seeufer nicht besiedelt. Während der gesamten, rund 1400 Jahre dauernden Bronzezeit standen aber auch im Hinterland der Seen und in den Tälern, so auch in der Region Lägern, Dörfer und Gehöfte. Davon zeugen zahlreiche Metall- und Keramikfunde.

Bronzezeitliche Zeugen

Im Vergleich zu den bekannten Pfahlbaudörfern an den Seen sind Siedlungen in ländlichen Gebieten wie in der Region Lägern seltener überliefert, da sie schlechter erhalten und erst wenig erforscht sind. Vorratsgruben, Pfostenlöcher, Brandgruben und Gräber oder auch einzelne Streufunde weisen auf die Anwesenheit von Menschen hin. Aus der frühen Bronzezeit sind nur spärliche Hinweise vorhanden; ein Bronzebeil aus dem Katzensee (1) sowie Tonscherben aus Otelfingen-Trocknen (2). Bei einigen Bronzenadeln aus der mittleren Bronzezeit (1550–1300 v. Chr.), die bei Niederhasli-Mettmenhaslersee gefunden wurden (3), dürfte es sich um «Weihefunde» handeln, die man oft an Gewässern, an einer Furt oder bei einem Ried zu Ehren eines Gottes niederlegte. In der mittleren Bronzezeit, einer klimatisch ungünstigen Periode, waren die Seeufer nicht besiedelt. In der Region Lägern stammen nur wenige Streufunde aus dieser Zeit. Deutlich zahlreicher sind die Landsiedlungen in der Spätbronzezeit vertreten, in der nun auch im Wehntal frühe Siedlungsspuren zu fassen sind. Viele Spuren aus dieser Zeit stecken zweifellos noch immer im Boden und sind durch die zunehmende Bautätigkeit stark gefährdet. Eine deutliche Fundkonzentration mit klaren Strukturen ist bis heute aber erst südlich der Lägern, bei Otelfingen, auszumachen; Gräber, Gruben und Brandstellen zeigen, dass diese Lage offenbar bevorzugt worden war. Es könnte gut sein, dass man hier den optimalen Zugang zu den Silexlagerstätten auf der Lägern fand, die man auch in der Bronzezeit noch zu nutzen wusste. Auch auf der Fundstelle Otelfingen-Weiherboden (4) weisen einige bronzezeitliche Tonscherben und Silexreste auf eine bronzezeitliche Ausbeutung der Silexlagerstätten hin.Noch seltener im Gebiet der Lägern sind bronzezeitliche Gräber. In Rümlang-Chalchgrueb (5) wurde 1915 ein Skelettgrab aufgedeckt, das mit einem Dolch, einem Beil und einer Nadel ausgestattet gewesen war. Diese Grabbeigaben sind typisch für ein Männergrab aus der mittleren Bronzezeit. Aus dem jüngsten Abschnitt, aus der Spätbronzezeit, sind in der Schweiz nur wenige Gräber bekannt. Rund um die Lägern ist neben dem kaum dokumentierten Brandgrab aus Schöfflisdorf (6) eine grössere Gräbergruppe in Regensdorf-Adlikon (7) zum Vorschein gekommen; in einer Rettungsgrabung konnte man 1983 zehn Brandbestattungen mit zahlreichen Keramikbeigaben aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. freilegen, welche Hinweise auf die Bestattungssitten und Jenseitsvorstellungen der damaligen Menschen geben.

Bronzeguss und Ackerbau

Nach mehreren hunderttausend Jahren, in denen Feuerstein (Silex), Stein, Knochen, Geweih und Holz die wichtigsten Werkstoffe für die Herstellung von Geräten und Waffen waren, setzte sich zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. nach und nach die Bronze durch. Mit dieser Legierung aus Kupfer und Zinn liess sich fast jedes Gerät herstellen und auch in Serie produzieren. Ausserdem konnte der neue Werkstoff beliebig recycelt werden.

Ab der mittleren Bronzezeit (1550–1300 v. Chr.) stellte man gegossene Sicheln her; ihre Form hat sich bis heute kaum verändert. Damals wurde die Sichel als Erntegerät im Ackerbau eingesetzt; man erntete damit Gerste, Emmer, Dinkel, Hirse und verschiedene Hülsenfrüchte. Funde von Sichelgriffen aus dieser Zeit zeigen, dass man viel Wert auf die ergonomische Ausgestaltung des Griffs legte, der perfekt in die Hand passen musste. Seine Herstellung dürfte genauso aufwändig gewesen sein wie das Giessen der eigentlichen Sichel in einer zweischaligen Form, die meistens aus Sandstein hergestellt wurde. Um die Rohmaterialien – Kupfer und Zinn im Verhältnis 9:1 – zu schmelzen, musste eine Temperatur von über 1000°C erreicht werden. Dazu benötigte man eine Tondüse und einen Blasbalg, mit dem die Glut des Feuers angefacht werden konnte. Mit Hilfe einer hölzernen Zange goss der Giesser das im Tiegel geschmolzene Metall in eine vorbereitete Gussform. Nachdem der Guss erstarrt und ausgekühlt war, konnte die Form geöffnet und der Rohguss entnommen werden; nun mussten der Gusszapfen und die Gussnähte entfernt, die Sichel geschärft und der Griff angebracht werden. Durch den Gebrauch stumpf gewordene Sicheln konnten durch Aushämmern (dengeln) und Zwischenglühen wieder nachgeschärft werden.

FĂĽr die Getreideernte benutzte man in der Bronzezeit solche Sicheln. Zur Herstellung von Bronze wurden die Rohmaterialien aus Kupfererz und Zinnerz gewonnen.